Notfallverhütung mit der „Pille danach“

Frage 15:
„Die sogenannte ,Pille danach‘ können Frauen einnehmen, wenn sie einen Verkehr hatten und nicht wirksam verhütet haben. Dadurch wird eine ungewollte Schwangerschaft häufig noch verhindert. Haben Sie oder Ihre Partnerin jemals die ,Pille danach‘ genommen?“

 

18% der Frauen geben an, dass sie die „Pille danach“ schon einmal nach einer Verhütungs - panne eingenommen haben. Ein kleiner Teil davon (5%) hat sie auch schon mehrmals angewendet. Die Erfahrung ist in der Altersgruppe der 21–29-jährigen am größten (29%). Am seltensten haben diejenigen die „Pille danach“ angewendet, die sich bei der Ver - hütung auf sehr wirksame Langzeitmethoden verlassen.

Kommentar:
In Österreich ist die levonorgestrelhaltige „Pille danach“ (Vikela®, Postinor®) zur Notfallverhütung seit Ende 2009 rezeptfrei in Apotheken erhältlich. Dieser verbesserte Zugang hat bereits in sehr kurzer Zeit dazu geführt, dass Frauen und Mädchen in Österreich (8%) diese Form der Notfallverhütung auch häufiger anwenden als in Deutschland (13%), wo sie immer noch rezeptpflichtig ist.

Diese Daten zeigen, wie wichtig die Abgabe ohne Rezept ist, als Beitrag zur Prävention ungewollter Schwangerschaften.

Die „Pille danach“ stellt eine Art Erstversorgung nach einem Verhütungsunfall dar und sollte so rasch als möglich eingenommen werden. Diejenigen, die mit Kondom, Tage zäh len oder Selbstbeobachtung verhüten, könnten die Wirksamkeit der Verhütung verbes sern, indem sie die „Pille danach“ zuhause, bzw. in der Reiseapotheke griffbereit haben.

Ungewollte Schwangerschaft

Frage 16:
„Hatten Sie oder Ihre Partnerin schon einmal eine ungewollte Schwangerschaft?“

 

12% der befragten Frauen (16–49 Jahre) geben an, dass sie einmal ungewollt schwanger waren, 3% mehrmals. Erwartungsgemäß nimmt die Häufigkeit mit zunehmendem Alter zu. Aufgrund des Trends kann man davon ausgehen, dass am Ende ihrer Gebärfähigkeit etwa 20% der Frauen ein oder mehrmals ungewollt schwanger waren – also jede 5. Österreicherin.

Männer geben eine ungewollte Schwangerschaft deutlich seltener an, als Frauen.

Kommentar: Bei diesen Antworten ist jedoch zu berücksichtigen, dass die Frage nach einer ungewollten Schwangerschaft einen sehr intimen Lebensbereich betrifft, sehr tabuisiert und in der Öffentlichkeit häufig negativ bewertet ist. Somit muss man von einem deutlichen „underreporting“ ausgehen, sowie von einer großen Anzahl an sozial erwünschten Antworten. Untersuchungen über Schwangerschaftsabbrüche haben ergeben, dass die tatsächliche Anzahl doppelt bis dreimal so groß ist, als angegeben. Die tatsächliche Anzahl ist umso größer, je stärker der soziale/religiöse Druck ist und je stärker eine ungewollte Schwangerschaft, bzw. ein Abbruch in der Gesellschaft negativ gewertet werden. Das Ergebnis der vorliegenden Studie bedeutet, dass mehr als die Hälfte aller Frauen in Österreich einmal in ihrem Leben ungewollt schwanger waren.

 


Entscheidungsfindung

Frage 17:
„Haben Sie oder Ihre Partnerin, die ungewollte(-n) Schwangerschaft(-en) ...?“

 

Im Falle einer ungewollten Schwangerschaft hat sich etwas mehr als die Hälfte der Frauen für einen Schwangerschaftsabbruch entschieden (55%) – 41% für das Austragen der Schwangerschaft. Das entspricht den internationalen Erfahrungswerten.

Die Angaben von Frauen und Männern über den Abbruch und das Austragen einer ungewollten Schwangerschaft sind unterschiedlich. Das lässt den Schluss zu, dass Frauen den Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft ihrem Partner nicht immer mitteilen.

Kommentar:
Das Ergebnis der vorliegenden Studie bedeutet, dass etwa ein Viertel bis die Hälfte aller Frauen in Österreich einmal in ihrem Leben einen Abbruch haben.

 


Kostenübernahme des Abbruchs durch die Krankenkassa

Frage 18:
„In fast allen westeuropäischen Ländern werden die Kosten für einen Schwanger-schaftsabbruch von der Krankenkasse bezahlt. Österreich ist das einzige Land, wo der Abbruch zwar legal ist, aber die Kosten (durchschnittlich 500 Euro) nicht übernommen werden. Finden Sie, ...“

 

40% der befragten Frauen und Männer sprachen sich dafür aus, dass auch in Österreich die Krankenkasse den Abbruch einer ungewollten Schwangerschaft bezahlen sollte. Die Haltung dazu ist jedoch stark altersabhängig: unter den Jugendlichen (16–20-jährige) war die Zustimmung mit 49% am höchsten. Unter den 40–49-Jährigen am geringsten (35%). Bildung und Haushaltseinkommen haben keine große Auswirkung auf die Haltung.

Prävention ungewollter Schwangerschaften

Frage 19:
„Was wäre Ihrer Meinung nach am Wichtigsten, damit es nicht so oft zu ungewollten Schwangerschaften kommt?“

 

Im Wesentlichen sind es zwei Dinge, die sich die ÖsterreicherInnen wünschen: mehr Information und einen einfacheren Zugang zu Verhütungsmitteln.

Eine Verbesserung des Wissens sollte geschehen durch: bessere Aufklärung in der Schule (67%), bessere Information über Wirksamkeit und Anwendung (57%), regelmäßige Informationskampagnen (43%) und der/die Gynäkologe/Arzt soll sich mehr Zeit für Beratung nehmen (34%).

Als zweiten wichtigen Aspekt nennen die ÖsterreicherInnen den vereinfachten Zugang zu wirksamen Verhütungsmitteln, z.B. die Abgabe der Pille ohne Rezept (54%) und Verhütungsmittel auf Krankenschein (35%).

Kommentar:
Aus der Praxis können wir bestätigen, dass Frauen und Männer über 30 oft wenig bis schlecht informiert sind, es wenig Informationskampagnen für diese Altersgruppe gibt und sie deshalb häufig ungewollt schwanger werden. (Fast alle Informationskampagnen richten sich an Jugendliche.) Die Daten zeigen, dass zielgruppenorientierte Kampagnen für alle Altersgruppen von 16–49 ein großes Potential haben, die Verhütung zu verbessern und damit die Häufigkeit von ungewollten Schwangerschaften, sowie Abbrüchen zu reduzieren.

Medienberichte

www.krone.at

Die Österreicher verhüten oft, aber wenig effektiv
Für drei von vier Österreichern ist Verhütung beim Thema Sex ganz selbstverständlich. Bei der Wahl der Methode ist die subjektive Einschätzung im Hinblick auf die Wirksamkeit aber häufig falsch
http://www.krone.at/Wissen/Die_Oesterreicher_verhueten_oft._aber_wenig_effektiv-Verhuetungsreport-Story-334127

Presse

Präsentation des ersten umfassenden Berichts zu Verhütung in Österreich:
Mehr als 1.000 Frauen und Männer im Alter von 16-49 Jahren wurden vom Marktforschungsinstitut Integral in einer für ganz Österreich repräsentativen Umfrage befragt. Darin zeigt sich, dass 77% der ÖsterreicherInnen in den letzten 12 Monaten verhütet haben. Am häufigsten in Wien (83%) und Salzburg (82%). Die meisten Verhütungsmuffel befinden sich im Burgenland, gefolgt von Vorarlberg und Tirol.

Österreichischer Verhütungsreport 2012

Repräsentative Umfrage unter 16–49-jährigen Frauen und Männern

Studie Österreichiuscher Verhütungsreport (www.gynmed.at)Die meisten Frauen und Männer wünschen sich Kinder, allerdings möchten sie die Anzahl und den Zeitpunkt bewusst entscheiden. Deshalb ist die Prävention ungewollter Schwangerschaften ein zentrales Thema. Bislang gibt es keine repräsentative Untersuchung, wie ÖsterreicherInnen verhüten. Das Team des Gynmed Ambulatorium für Schwangerschaftsabbruch und Familienplanung in Wien und Salzburg engagiert sich seit über 10 Jahren im Bereich der reproduktiven Gesundheit, unter anderem auch durch wissenschaftliche Untersuchungen, um die Qualität von Präventionsmaßnahmen zu verbessern.

Im Rahmen dieser Studie wurde erhoben welche Verhütungsmethoden Frauen und Männer in Österreich anwenden und welche Kriterien bei der Auswahl der Methode wichtig sind. Weiter wurde erfragt, welches Wissen die Menschen über die Wirksamkeit der angewendeten Methoden haben, die Einstellung zur Menstruation, ob Verhütungsmittel und der Schwangerschaftsabbruch auf Krankenschein erhältlich sein sollen, sowie der Umgang mit einer ungewollten Schwangerschaft. Die Ergebnisse dieser Befragung sind als Grundlage für Maßnahmen zur besseren Anwendung von wirksamen Verhütungsmethoden gedacht und sollen damit zur besseren Prävention ungewollter Schwangerschaften beitragen.

>> Vollständiger Report zum Download [PDF: 36 Seiten, 752kb]
>> Powerpointpräsentation zum Download [PPT: 53 Folien, 3mb]
>> Alle Grafiken zum Download [ZIP: 29 Tabellen als jpg, 5mb]

 

Redaktion:
DDr. Christian Fiala, Facharzt für Frauenheilkunde und Geburtshilfe,
Ärztlicher Leiter Gynmed Ambulatorium Wien/Salzburg,
Maga Petra Schweiger, Klinische Psychologin und Gesundheitspsychologin,
Frauengesundheitszentrum ISIS und Gynmed Ambulanz/SALK, Salzburg

Online-Befragung:
Integral – Meinungsforschung, Wien
Studienleitung Maga Petra Starecek, Mag. Martin Mayr

Layout:
Maga Gisela Scheubmayr/www.subgrafik.at
1. Auflage: September, 2012

Presse

Gynmed-Report 2015 - So verhütet Österreich

Die ÖsterreicherInnen sind mit Sexualität und Verhütung zufrieden aber verhüten weniger als vor 3 Jahren, vor allem aus Hormon-Angst. Halbe Halbe wird auch bei der Verhütung gelebt. „Selbstbeobachtung“ und „Tage zählen“ sind Vergangenheit. Vasektomie nimmt zu.